Stuttgarts biedere Wankelmütigkeit

VON ANDREAS SCHULER

Der Schwabe ist geizig. Er steht auch nicht gerne im Scheinwerferlicht. Von daher ist es verständlich, dass der VfB Stuttgart mit aller Macht gegen den Einzug in die Champions League kämpft. Es gibt eine Reihe von handfesten Gründen, warum die Schwaben in der Königsklasse nichts zu suchen haben:

Weil Präsident Erwin Staudt offen zugibt, nicht viel von Computern verstanden zu haben, Er war dennoch bis 2003 Deutschland-Boss von IBM. Warum also sollte er als Boss des VfB etwas von Fußball verstehen?

Weil Matthias Sammer als Kicker mit dem Spitznamen Fire-Head geadelt wurde. Als Trainer macht er eher den Eindruck, als säße er am Steuer des feuerroten Spielmobils.

Weil die beiden Stuttgarter Manager Herbert Briem und Jochen Schneider – schon mal was von ihnen gehört? – an Blutsvente und Messerjocke erinnern, die beiden liebenswert-vertrottelten Piraten aus Pippi Langstrumpf. Nett und beliebt sind sie, nur nicht sonderlich erfolgreich.

Weil viele Fans des VfB mit ihrer biederen Wankelmütigkeit und ihrem Hang zum Meckern nach zwei Minuten nicht mehr als eine Runde UI-Cup verdient haben.

Weil gegen Rostock, Freiburg, Bochum, Nürnberg und Gladbach mindestens einmal verloren wurde, gegen die Crème de la Crème des unteren Tabellendrittels.

Weil Vorrundentorjäger Silvio Meissner seit Wochen so spielt, als gehöre er der Betriebsmannschaft einer Porzellanfabrik an.

Weil Marco Streller denkt, er spiele immer noch in der Schweiz, und sich vor dem Tor verhält wie ein Eidgenosse: neutral und ungefährlich.

Weil Nationalstürmer Kevin Kuranyi nur noch sein werdendes Kind und dessen erstes Buch im Sinn hat: Janoschs „Oh, wie schön ist Panama?“

Weil nicht nur Philipp lahmt.

Weil Hinkel hessisch ist und übersetzt Hähnchen heißt. Und so einer soll Bananenflanken schlagen?

Weil der VfB in der Winterpause einen Brasilianer gesucht und Elson gefunden hat.

Weil Arsenal London auch im nächsten Jahr gegen die Bayern verlieren möchte. Die Engländer sind ja an Hleb interessiert.

Weil Routinier Markus auf dem Platz zu wenig babbelt.

Weil Timo Hildebrand erst unbedingt gehen wollte und dann wieder nicht.

Deswegen gehört der VfB nicht in die Champions League.

Andreas Schuler ist Sportredakteur beim Südkurier